Als die Sonne weinte
Markus Herrmann
Als die Sonne weinte
Galileo Galilei und die Entdeckung der Sonnenflecken236 Seiten, Broschur
978-3-88793-197-1, 16,80 €
Im ersten Jahrzehnt des 17. Jahrhunderts kündigen sich große Veränderungen in der Gesellschaft und im Weltbild der Zeit an: Galileo Galilei, Christoph Scheiner und andere Astronomen richten die ersten, neu entwickelten Fernrohre auf den Sternenhimmel und machen aufsehenerregende Entdeckungen. Ganz Europa spricht darüber.
Der Florentiner Galileo Galilei und der Jesuit Christoph Scheiner, der in Ingolstadt als Professor wirkt, geraten in Streit darüber, wer zuerst die sogenannten Sonnenflecken entdeckt hat. Der Italiener bezichtigt den Deutschen in einer Schrift des Plagiats. Ein Mitarbeiter der römischen Zensurbehörde, der katholische Priester Philippo Bassi, unternimmt es im Laufe der Jahre immer wieder, zwischen den zwei großen Geistern zu vermitteln. Mit Hilfe zweier starker Frauen versucht er auch den Zwist zwischen Galilei und der Kirche zu verhindern. Dabei gerät Philippo Bassi selbst in den Geruch der Ketzerei und die Inquisition wird auf ihn aufmerksam. Da kommt Christoph Scheiner selbst nach Rom, als das Heilige Offizium den Prozeß gegen seinen alten Gegner Galilei eröffnet ...
Pressestimmen zum Buch
"Wie immer gründlichst recherchiert und detailliert erzählt, liefert er in der Begegnung historischer und fiktiver Figuren den Versuch einer Versöhnung zwischen den großen Geistern."
Kirchenzeitung Bistum Eichstätt / Nr. 36, 79. Jahrgang
"Markus Herrmann hat uns wieder einen interessanten Historischen Roman aus dem Beginn der Neuzeit geschenkt. Er handelt von der Entdeckung der Sonnenflecken durch Galilei und den deutschen Jesuiten P. Scheiner. Beide streiten darüber, wer sie zuerst entdeckt hat. Ein römischer Priester erzählt von seinen Bemühungen, beide, denen er sich verbunden weiß, wieder zu versöhnen – was ihm trotz langjähriger Bemühungen nicht gelingt. Der besondere Reiz des Berichtes dieses römischen Priesters liegt darin, dass er zunächst Mitarbeiter der römischen Inquisition ist, mit großem Sachverstand Schriften für seine Behörde beurteilt und etwa auf der Frankfurter Buchmesse wegen seiner Aufzeichnungen in große Schwierigkeiten gerät. Bei einem Besuch bei P. Scheiner in Ingolstadt lernt er dessen achtzehnjährigen Neffen kennen, nimmt ihn nach Italien mit und ermöglicht ihm eine künstlerische Ausbildung. So wird in der Erzählung zunächst durchaus Verständnis für die Ablehnung des kopernikanischen Weltbildes durch die römische Behörde geweckt, die die Aussagen der Bibel und das aristotelische Weltbild verteidigt. Dies ist für uns Heutige, die von der Wichtigkeit naturwissenschaftlicher Erkenntnisse und dem Wert auch der religiösen Freiheit überzeugt sind, nicht mehr verständlich. Aber auch der junge Priester, der seiner Behörde aufrichtig dient, wird sich der Fragwürdigkeit dieser Position gerade auch durch die Freundschaft mit Galilei immer mehr bewusst.
Nach dem Ausscheiden aus der Tätigkeit für die Inquisition wird er einfacher Seelsorger in der Stadt Rom. Er hält den Kontakt mit beiden Richtungen aufrecht. Die Versöhnung zwischen Galilei und dem jesuitischen Astronom gelingt ihm nicht. Wenigstens nach dem Tod Galileis ermöglichen dies zwei Frauen, deren Vermittlung er in Anspruch genommen hat, der Gattin des Neffen von P. Scheiner und der Tochter Galileis, die Ordensfrau ist. Der deutsche Jesuit kann jetzt sehr versöhnlich über den Toten denken. Der Roman hilft auch uns, versöhnlich über die Konflikte vergangener Zeiten zu urteilen."
Altabt der Abtei St. Bonifaz München-Andechs, Dr. Odilo Lechner
"Aus der Fülle unter der Rubrik ‚Historischer Roman‘ einzustufenden Werken, die als ‚Kostüm-Romane‘ zumeist historische Stoffe in neuzeitliches Gewand kleiden und Unterhaltungsmelangen darbieten, ragt prägnant das Oeuvre Markus Herrmanns hervor: präzis recherchiert vermag der Autor von bisher fünf veröffentlichten Romanen historischen Sujets gekonnt das Tatsächliche des geschichtlichen Geschehens – sich zugleich in den Geist des jeweiligen Zeitalters vertiefend – mit fiktiven Passagen und Figuren zu vermengen, so dass der Leser Denk- und Lebensweise des bespiegelten Zeitalters zu erfassen vermag.
In den Handlungssträngen geht es nicht um irgendwelche Komplotte, Phantastereien und der Überprüfung nicht standhaltende Irritationen, wie es das Unterhaltungsgenre des ‚Historischen Romans‘ häufig hervorbringt, sondern um das tatsächliche Geschehen eines uns zumeist schon entrückten Zeitalters.
Aber Galileo Galilei ist immer noch ein ‚Leuchtturm‘ des Erinnerns, und um seine Entdeckung der Sonnenflecken, die unter den Aufmerksamkeit weckenden Titel “Als die Sonne weinte“ gestellt ist, rankt sich eine prätentiös erzählte Darstellung der Auseinandersetzung der beiden Kontrahenten, des Florentiners Galileo Galilei und des Jesuiten Christoph Scheiner, in Ingolstadt als Professor wirkend, die beide beanspruchen, die Sonnenflecken als Erster entdeckt zu haben.
Der Leser wird in diese Auseinandersetzung immer mehr hineingezogen, bei der es auch um die Durchsetzung eines neuen Bildes von der Welt geht, um das alte aristoteleische, wie es die Kirche verteidigt, und das neue kopernikanische. Durch die Einführung einer ‚Figura fiktiva‘ in der Gestalt des katholischen Priesters Philippo Bassi schafft der Autor eine direkte Erzählebene: der Leser folgt mit wachsendem Interesse dem Bericht des altgewordenen Priesters Bassi, der sich in ein Dominikaner-Kloster zurückgezogen hat, aus dem Jahre 1652. Das Zeitalter und seine agierenden Menschen werden in dieser Schilderung des Geschehens äußerst lebendig - ein geschickter literarischer Kunstgriff eines versierten und seine Leser fordernden Schriftstellers.
Für alle an geschichtlichen und weltanschaulichen Themen Interessierte ein besonders empfehlenswertes Werk."
Gustav Richard Bauriegel
Literatur-Bulletin, hrsg. v. Lese-und Literatur-Förder-Verein e.V.